Respekt einfordern und Respekt zollen, das sind zwei oft nicht in jeder Person zusammenkommende Eigenschaften. Die Verrohung der Sprache in sozialen Medien, der Umgang mit Rettungskräften, Feuerwehr und Polizei oder der Hinweis auf „die da oben“ und vermeintliche Ungerechtigkeiten sowie das lautstarke Anprangern angeblicher Beschränkungen persönlicher Freiheiten verdeutlichen, dass zwar alle Menschen Respekt erwarten aber einige wenige nicht dazu bereit sind, ihn auch anderen Menschen zu erweisen.

„Fehlender Respekt ist leider immer öfter auch im Umgang mit Beschäftigten und Inhabern von Einzelhandelsbetrieben festzustellen,“ sagt Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland.

„Bereits vor Corona haben Mitgliedsbetriebe darüber berichtet, dass Freundlichkeit, Höflichkeit, Rücksicht und Verständnis nicht mehr überall normal ist. Da werden Beschäftigte geduzt oder beim Warten vor der Kasse angeherrscht, warum das nicht schneller gehe. Händler und Verkaufspersonal werden beschimpft, dass die Waren zu teuer seien und man sich nur die „Taschen vollmachen“ wolle. Umtausch wird nicht als Kulanzleistung sondern als ein Rechtsanspruch eingefordert, selbst wenn die Ware bereits genutzt worden ist oder kein Kassenbon mehr vorhanden ist,“ berichtet Schäfer und verweist darauf, dass seit Bestehen der Corona-Lockerungen jetzt auch noch Streit über das Tragen von Mund-Nase-Abdeckungen hinzukommt, dass Hinweise auf Einhalten der Abstandsregelungen und dass Bitten um Rücksicht gegenüber anderen Kunden und gegenüber den Beschäftigten von einigen Uneinsichtigen als anmaßend angeprangert werden. Dabei will und muss der Handel damit nur auf die bestehenden behördlichen Vorschriften reagieren und nicht die Kundschaft erziehen,“ erläutert Thomas Schäfer mit der Bitte um Verständnis für die für das Verkaufspersonal besondere Situation, eigene Sorgen und Ängste mit dem Bemühen um Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit der Bevölkerung in Einklang zu bringen.

„Das führt in den Unternehmen leider auch zu Personalproblemen, die im Zeitalter des Fachkräftemangels nicht mehr über den Arbeitsmarkt gelöst werden können,“ weiß Thomas Schäfer und ergänzt, „deshalb beteiligt sich der Handelsverband an dem Verbundprojekt „RespectWork“, in dem die Entwicklung von Methoden und Instrumenten gegenseitigen Respekts in der Dienstleistungsbeziehung zur Verbesserung von Arbeits- und Dienstleistungsqualität im Mittelpunkt steht.“

Das im Rahmen des Programms „Zukunft der Arbeit“ vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds geförderte Vorhaben, hat sich zum Ziel gesetzt, konkrete Maßnahmen und Empfehlungen zu entwickeln, wie Beschäftigte und Kundschaft zu einem noch respektvolleren Umgang miteinander kommen können. „Denn eine andere Person zu respektieren, heißt, sie ernst zu nehmen, Rücksicht zu nehmen und ihr Handeln und die Situation, in der sie sich befindet zu verstehen,“ erläutert der Verbandschef, „und das nicht nur am jeweils am 18. September eines Jahres begangenen Tag des Respekts, sondern das ganze Jahr über.“

Nicht erst seit Richard Sennett darauf hingewiesen hat, dass wechselseitige Anerkennung in der modernen Gesellschaft ein knappes Gut ist, da es den Menschen nicht gelingt, soziale Grenzen zu überwinden, um Achtung zu spenden und zu empfangen, steht fest, dass die Bereitschaft zu Respekt und Toleranz in allen Bereichen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und damit auch im Erwerbsleben wichtig ist für das Zusammenleben, das eigene Wohlbefinden und einen achtsamen Umgang miteinander.

„Mit Rücksicht auf den Mitmenschen und Verständnis für dessen Situation gelingt der (Arbeits-) Alltag besser, nicht nur im Einzelhandel,“ sagt Thomas Schäfer.

Weitere Informationen zum Projekt RespectWork finden sich unter https://wm.hv-nrw.de/respectwork/

 

Ansprechpartner:

Thomas Schäfer

Hauptgeschäftsführer